Die Zuversicht ist ungebrochen

 

Tabellenletzter mit lediglich 14 geschossenen Toren, schwächster Angriff der Liga mit bereits 51 Gegentoren und damit die zweitmeisten in der Spielklasse und schlechteste Heimmannschaft mit drei mickrigen Pünktchen auf dem Au-Wiesen-Platz – die bisherigen Leistungsdaten der Landesliga-Fußballer vom SV Blau-Weiß Löwenstedt sind niederschmetternd. Viele Fußball-Experten im nördlichsten Bundeslandes hatten eine solche Entwicklung vorausgesagt, und auch in Löwenstedt hatte man die Lage realistisch eingeschätzt. Der personelle Aderlass war vor der Saison einfach zu hoch und konnte bislang nicht kompensiert werden. Alle Mannschaftsteile verloren Leistungsträger, allen voran „Tormaschine“ Sven Nielsen, der im Löwen-Angriff über Jahre die personifizierte Torgarantie darstellte.

Bewundernswert ist jedoch der Umgang der Löwenstedter Mannschaft und Verantwortlichen mit der aktuellen Situation. Selbstmitleid oder gar das Beschwören von Endzeit-Szenarien sind rund um den Au-Wiesen-Platz nicht zu vernehmen. Im Gegenteil: Die laufende Spielzeit wird als eine Art Neuanfang begriffen, und der Entwicklungsprozess ist bereits im vollem Gange. Als Vorreiter in Sachen Aufbruchsstimmung und Optimismus hat sich in der Hinrunde immer wieder Trainer Gunnar Clausen hervorgetan, der seit Saisonbeginn das Zepter bei den Löwen schwingt und das schwere Erbe von Erfolgscoach Bernd Hansen voller Tatendrang angetreten hat. Durch seine offene, kommunikative und mitreißende Art kommt er bislang bei der Mannschaft und dem Umfeld gleichermaßen gut an.

Aber auch Clausen schätzt den bisherigen Saisonverlauf realistisch ein und redet die Ergebnisse nicht schön: „Die Spielzeit läuft bislang leider so, wie es vor der Saison zu vermuten war. Die neue Landesliga präsentiert sich stark und ausgeglichen. Ein paar Punkte mehr wären aber wünschenswert und auch möglich gewesen.“ Nach seiner Einschätzung hat seine Mannschaft lange gebraucht, um sich an das neue System und die die neue Spielidee zu gewöhnen. „Die individuelle Umstellung war doch ziemlich groß. Einige Spieler, die vorher in unteren Klassen gespielt haben, mussten sich erst an die Liga und das Tempo gewöhnen. Die erfahrenen Akteure, die schon in den vergangenen Jahren Stammspieler waren, mussten mehr Verantwortung übernehmen und damit umgehen“, benennt der junge Löwen-Coach die anfänglichen Probleme. Insgesamt stellt er seinen Akteuren aber ein durchaus zufriedenstellendes Zeugnis aus, auch wenn die Ergebnisse oftmals fehlten.

Erfahrene Spieler wie Christian Carstensen, Torge Brodersen, Felix Andresen, Mirco Dohle und Kevin Schilling haben gezeigt, dass sie Verantwortung übernehmen und die Mannschaft führen können. Mit Jannik Reichenberg, Christian Hansen, Thore Fürst, Kevin Herrmann und Kevin Zimmermann haben sich Akteure weiter entwickelt, die in den vergangenen Jahren nicht immer zum Stammpersonal gehörten. Weiterhin hatten viele Spieler des aktuellen Kaders vorher in unterklassigen Ligen gekickt. Von diesen haben sich einige wie Keeper Jorge Petersen, Aaron Pletsch oder Tom Gahrens durch starke Leistungen Stammplätze erarbeitet. Darum machen sich die Löwenstedter im Winter auch nicht auf die Suche nach Verstärkungen. „Wir haben uns dafür entschieden, niemanden dazu zu holen, weil es in der Winterpause immer schwer ist, Qualität zu bekommen. Wir sind von unserem Kader vollends überzeugt“, betont Clausen.

Im Hinblick auf Einstellung und Mentalität ist er ohnehin von jedem einzelnen überzeugt. „Die Jungs legen sich wirklich ins Zeug, sind zu jeder Zeit mit Eifer dabei und überaus lernwillig.“ Eine stetige positive Entwicklung sei zudem über den Saisonverlauf zu erkennen gewesen, obwohl einige heftige Niederlagen zu verkraften waren. Problematisch war die fehlende Konstanz während der Partien, die Löwenstedt den einen oder anderen Punktgewinn kosteten. „Gerade in den Schlüsselspielen gegen die direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf haben wir nicht überzeugt“, merkt Clausen selbstkritisch an.

Trotz des Tabellenstandes bleibt die Stimmung bei den Löwen positiv, was auch mit den Leistungen der letzten Spiele vor der Winterpause zusammenhängt. Beim Heimsieg gegen Schleswig 06 (2:1), aber auch bei den unglücklichen Niederlagen bei der Husumer SV (0:1) und dem Büdelsdorfer TSV (2:3) waren die Löwen sogar lange Zeit die bessere Mannschaft. „Nicht erst nach diesen Spielen haben wir Lunte gerochen und gesehen, dass wir mithalten können“, ist der Löwen-Coach davon überzeugt, dass mit seiner Mannschaft in 2018 zu rechnen sein wird. „Wir haben mittlerweile unser System gefunden, und die Jungs haben Bock drauf. Das zeigen sie in jedem Training und Spiel. Sie müssen allerdings noch lernen, sich auf dem Platz gegenseitig aufeinander zu verlassen. Wenn dann noch die Automatismen greifen und wir beständiger werden, bin ich sehr optimistisch.“

Auch an der fehlenden Kaltschnäuzigkeit und Cleverness vor allem vor dem Tor soll weiter gearbeitet werden. „Wir haben bislang hauptsächlich taktische und spielerische Grundlagen trainiert. Diese haben wir mittlerweile verinnerlicht, so dass wir an die Detailarbeit gehen können“, berichtet Clausen. Die Grundlagen für eine weiterhin positive Entwicklung sieht er in der „Lust auf Fußball und dem Zusammenhalt, den wir uns erarbeitet haben und der seither unsere Basis darstellt.“

Als zukunftsweisendes Signal haben der Löwen-Coach und sein Co-Trainer Wolfgang Sauer unlängst ihre Zusage für eine weitere Saison bei den Blau-Weißen gegeben. Zudem macht auch der langjährige Trainer der zweiten Mannschaft, Birger Thomsen, weiter und untermauert damit seinen Legenden-Status im Löwen-Gehege. „Wir wollen hier gemeinsam etwas aufbauen und unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit unseren Weg fortsetzen“, kommentiert Clausen die vorzeitige Vertragsverlängerung des kompletten Trainerstabes. Björn Gutt

 

Zurück